Das grosse Thema in der Casa de Ciclista in La Paz war die Streckenwahl durch Bolivien. Die Lagunenroute von Uyuni nach San Pedro de Atacama (Chile) wird dabei hoch gehandelt. Wer wird sie fahren? Welche Variante ist die Beste? Welche Versorgungsmöglichkeiten gibt es? Wie viel Wasser muss man mitschleppen? Wie viel muss wirklich geschoben werden? Zusammen haben wir darüber diskutiert, Blogs studiert und GPS-Tracks verglichen.
Nach der wunderschönen Tour durch den Nationalpark Lauca (Chile) und den beiden Salzseen Coipasa und Uyuni machten wir einen Tag Pause in San Juan. Zu Dritt, mit Jörg aus Deutschland, brechen wir schlussendlich ins Abenteuer Lagunenroute auf. Kurz nachdem wir das Salzhotel verlassen haben, werden wir noch von den Jeep-Fahrern (Viele Touristen fahren die Lagunenroute in 4x4 mit Fahrern und Guides in 2-3 Tagen.) überzeugt die erste Tagesetappe besser anzupassen. Nach 60 km plünderten wir in Avaroa den kleinen Shop und übernachten gleich daneben im Holzwagon des stillgelegten Zuges. Jeden Morgen stellten wir uns die Frage wie viel Wasser wir mittragen wollen und wie weit wir es wohl schaffen können? Nochmals fuhren wir auf der guten Hauptstrasse 30 km, bevor wir endlich in den Süden abbogen. Die Strassenverhältnisse verschlechterten sich abrupt. Aus einer Strasse wurden 10 Jeepspuren alle in eine andere Richtung. Immer auf der Suche nach der richtigen, oder besten, mit wenig Sand bedeckten Spur ging es nun im Schneckentempo hoch und runter. An der Lagune Hedionda gab es zu unserer Genugtuung ein Restaurant mit bestem Ausblick auf die Lagune und die vielen rosaroten Flamingos. Wir wurden freundlich bedient und konnten direkt daneben windgeschützt campen.
Vorbei an drei weiteren Lagunen kletterten wir auf sandigem Untergrund teilweise schiebend und auf fast 4'700 MüM. So viel Wüste habe ich wohl noch nie gesehen. Links und rechts türmt sich der Sand und im Hintergrund schimmern die Farben der noch höheren Berge darüber. Leider kann ich nicht so richtig geniessen. Der grosse Aufwand durch diesen Sand zu kommen zehrt an meinen Kräften. Mit trockenem Hals, offenen Lippen und blutenden Fingernägel erreichen wir das schicke Hotel Desierto. Das nette Personal liess uns sogar gratis heiss duschen. Beim Abendessen bekamen wir nach Suppe und Hauptgang noch ne zusätzliche Suppe nachgeschenkt. Geschlafen haben wir im Zelt.
Der Tag versprach viel Sand und dies schlug schon am Morgen ziemlich auf die Stimmung. Mein Gebet war Energie und Kraft für diesen happigen Tag. Fazit: Fünf Kilometer gut gefahren und drei Kilometer das Fahrrad durch den Sand geschleppt. Wir sitzen frustriert im Sand und essen eine Kleinigkeit. Quer über die Jeepspuren kommt ein privates Fahrzeug auf uns zu. (Auf dieser Strecke gibt es eigentlich keine Privatfahrzeuge.) Corey (USA) steigt aus seinem Jeep aus und wir plaudern eine Weile. Er will uns sehr gerne helfen und fragt was er tun kann. Schliesslich offeriert er uns, unser Gepäck zu transportieren und uns zu begleiten. So liess es sich viel einfacher fahren und wir schafften die 38 Kilometer, vorbei am Arbol del Piedra bis zur Laguna Colorada, dank Coreys Hilfe noch am selben Tag. Gemeinsam verbringen wir den Abend und nächtigen im Refugio im Nationalpark. Unsere müden Beine verlangen einen Ruhetag und so bestaunen wir gegen die Mittagszeit die Lagune die sich mit dem Wind ganz rot verfärbt.
Die Laguna Colorada schimmert noch viele Kilometer in unseren Rückspiegeln auf. Wir kletterten zum Top auf 4'900 MüM und richten das Höhenlager direkt neben den spuckenden Geysir auf dem höchstgelegenen Geysirfeld der Welt Sol de Manana auf. So richtig zur Geltung kommen diese spuckenden Geysir erst morgens. Natürlich wissen das auch die Jeep-Touristen und somit stehen diese bereits um 5.30 auf der Matte. Nachdem sie weg waren, haben wir erst mal gemütlich gefrühstückt. Nach der gut zu fahrenden Abfahrt freuen wir uns auf Pommes und Poulet im Restaurant an der Lagune Chaviri. Die Enttäuschung war gross, als nur eine Suppe aufgetischt wurde. Am Nachmittag kämpfen wir gegen den Wind bis endlich der Vulkan Licancabur auftaucht und wir an dessem Fusse unser Zelt aufstellen konnten.
Nach einem kleinen Kehr am Morgen bekommen wir schliesslich noch die Laguna Verde zu sehen. Sie schimmert grün und spiegelt den Vulkan in der Mitte. Wenige Kilometer weiter lassen wir uns nochmals im Refugio am Parkausgang bedienen. Das wirklich gute Essen kriegten wir erst am Abend in San Pedro de Atacama. Noch ein letzter Aufstieg und hopp waren wir wieder (nach 3 Wochen Piste) zurück auf asphaltierter Strasse. Von 4'600 MüM fetzten wir hinunter nach San Pedro de Atacama 2'300 MüM. Geschafft. Wir sind froh, stolz und einfach glücklich durchgekommen zu sein. Die Lagunenroute zusammengefasst: kalte Nächte (-20 Grad), klarer Sternenhimmel, Wüstenlandschaft, Berge welche in allen möglichen Farben schimmern, Sand (viel Sand), Engel Corey, Flamingos, Vincunas, spukende Geysir, eintöniges Essen (Thunfisch, Pasta und Biscuits), Jeep-Touristen. Ein einmaliges Erlebnis!
Route: San Juan - Avarora - Laguna Hedionda - Hotel del Desierto - Sol de Mañana - Laguna Verde - San Pedro de Atacama (Chili) // 366 km, 7 days + 1 day off.
posted @ km 20'096
Route: Colchane (Chile) - Salar de Coipasa (Bolivia) - Llica - Salar de Uyuni - San Juan // 307 km, 4 days.
posted @ km 20'096
Der Titicacasee befindet sich auf dem Hochplateau Altiplano auf 3800 Meter über Meer und hat eine Fläche von 8288 km2 (15 Mal grösser als der Bodensee). Der See bildet die Grenze Perus zu Bolivien und zeugt rundherum von Inka-Stätten und deren Sagen. "Der Legende nach erschien auf der Isla del Sol der weiße bärtige Gott und erschuf die ersten Inkas, Manco Cápac und seine Schwesterfrau Mama Oclla." (Quelle: Wikipedia) Von Cusco rollten wir über den Pass Abra Rayo (4330 M.ü.M.) herunter auf den Altiplano. Mit dem Wind flogen wir förmlich in die staubige Stadt Juliaca wo uns Giovanni und die beiden Slowakischen Radler Zuzana und Pawel empfingen.
Wir verliessen Juliaca gleich am nächsten Morgen wieder. Nach einem kurzen Stopp im Touristenzentrum Puno suchten wir zusammen mit Zuzana und Pawel einen geeigneten Übernachtungsplatz. Nach einigen Anläufen hatten wir die Erlaubnis im Park des Tempels der Fruchtbarkeit zu campen (siehe Minute #5). Am Samstag spät Nachmittags erreichten wir dann das letzte Städtchen vor der Grenze. Wir fanden ein kleines Hotelzimmer für 30 Soles also für umgerechnet 10 Schweizerfranken.
Um acht Uhr morgens standen wir am Grenzposten um aus- respektive einzuchecken. Der Beamte brachte uns die gute Nachricht, dass wegen der Präsidentenwahl kein motorisierter Verkehr in ganz Bolivien erlaubt ist. Wir genossen diesen autofreien Sonntag sehr und beanspruchten gleich beide Strassenseiten. Die Fahrt führte über die Halbinsel welche sich im Osten des Titicacasees erstreckt, die Aussicht auf beide Seeseiten, der blaue Himmel und die strahlende Sonne machten es zur perfekten Spazierfahrt. Am Nachmittag kamen wir an der Fährstation in San Pedro an, wo unsere gemütliche Fahrt abrupt endete. Die Fähren standen genau so still wie alle anderen Fahrzeuge. Die Nacht verbrachten wir im Tickethäuschen der Fährstation. Morgens um 5 Uhr wurden wir mit einem Poltern geweckt. Schon um diese Zeit ging es zu und her wie im Bienenhaus. Fahrzeuge und Passagiere standen Schlange um an das andere Ufer zu kommen. Mit den ersten Holzfähren (Kapazität: 2 Autos) morgens um 5.30 Uhr erreichten wir schlussendlich die andere Seeseite. Vor dem Start der Tagesetappe bis nach La Paz, frühstückten wir und schauten dem hektischen Treiben der Fähren zu.
Bereits 20 km vor der dritt grössten Stadt Boliviens erstreckte sich die Agglomeration links und rechts der Strassenseiten. (Nichts Schönes, viel Verkehr und als Fahrradfahrer nicht ungefährlich.) Nach knapp 110 km erreichten wir El Alto auf 4100 Meter über Meer. Unser Blick schweifte über die riesige Stadt unten im Talkessel. Über die Autobahn erreichten wir das Zentrum von La Paz und somit unser Ziel. Die Casa de Ciclista von Christian befindet sich im Stadtzentrum. Die Wände der Wohnung sind gekennzeichnet vieler Besucher aus allen Teilen der Welt. Fast täglich treffen Fahrradfahrer hier ein und andere zieht es weiter. Wir machen erst mal Pause. Der lang ersehnte Ritt auf dem Altiplano über die Salzseen und entlang der Lagunen an der Grenze zu Chile, sind die nächsten Highlights und wir freuen uns darauf. Das die Strecke kein Pick-nick wird wissen wir. Für die nächsten Etappen heisst es jetzt also Kräfte tanken!
posted @ km 18'910