Der Schneesturm tobt, der Wind schlägt ans Zelt und feine Schneeflocken dringen ins Innere. Eingewickelt in Schlafsäcke lauschen wir dem heulen des Windes und knarren der Zeltstangen. An schlafen ist nicht zu denken. Um 23.00 Uhr erscheint das Licht einer Lampe und Segundo unser Bergführer weckt uns. Eine Viertelstunde später sitzen wir im Küchenzelt, Segundo serviert uns heissen Tee, Jogurt mit Müesli und Brot. Die Stunde des Aufstiegs zum Gipfel ist noch nicht gekommen. Wir hoffen auf bessere Wetterbedingungen. Sam schlägt sich zudem mit staken Kopfschmerzen herum. Vielleicht hilft ein "Mate-Coca"-Tee. Zurück in die Schlafsäcke. Um 1 Uhr morgens wagen wir einen ersten Versuch zum Gletscher aufzusteigen. Meine Bergschuhe sind etwas zu gross und nicht gerade die modernsten. Nach einer halben Stunde, kurz vor dem Gletscher kehren wir nass und erschöpft zu den Zelten zurück. Der Wind ist sehr stark und der Schnee ist eisig und nass. Mit den Händen schütze ich mich vor dem schmerzenden Eisschnee der mir ins Gesicht geblasen wird. Die nassen Winterkleider (trocknen nicht, sondern gefrieren) ausziehen und zurück in den Schlafsack. Weitere 4 Stunden zum ausruhen und dösen. Der Versuch zum Gletscher zu steigen lassen wir um 5 Uhr sowie um 7 Uhr gleichwohl sein, da Wind und Schnee weiterhin toben. Ein bisschen enttäuscht und gleichzeitig erleichtert folgt der Abstieg zum Refugio (Berghütte). Zurück im Casa del Ciclista in Tumbaco erholen wir uns erst mal von diesem Bergabenteuer und schlafen früh und schnell im Zelt, welches im Garten aufgestellt ist, ein. Trotz erfolglosem Gipfelerlebnis sind wir von dieser ersten alpinen Erfahrung begeistert. Die Wanderung zum Camp, der unheimlich schöne Vulkan Cotopaxi, die Nacht auf 4'700 Meter Höhe, der Schneesturm und die starken Windböen werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Wir gönnten uns einen weiteren Tag im Hause von Santiago (Casa del Ciclista, seit 24 Jahren haben hier Fahrradreisende die Möglichkeit sich ein paar Tage auszuruhen.).
Nach acht abwechslungsreichen Tagen in Tumbaco (Erholung, Stadtbesichtigung in Quito, Vulkane Pinchicha und Cotopaxi) verabschieden wir uns von Santiago und seiner lieben Familie. Wir planen zehn Tage um pünktlich in Cuenca anzukommen um dort meine Schwester in Empfang zu nehmen. Auf dem Weg gibt es aber noch ein paar Sehenswürdigkeiten die wir uns nicht entgehen lassen wollen.
Laguna Quilotoa
In zwei Tagen fahren wir von Tumbaco über Machachi nach Latacunga. Am Mittag im Stadtzentrum angekommen, parkieren wir die Velos im Hostel Tiana, essen für 2.5 US-Dollar einen feinen Lunch und kaufen einige Vorräte bevor wir uns in den Bus nach Quilotoa setzen. Knapp zwei Stunden später und mindestens 1'200 Meter höher werfen wir den ersten Blick auf den Kratersee Quilotoa. Kurz vor dem Abstieg zum See, begrüsst uns ein bekannter kanadisch-französischer Akzent. Die Stimme gehört Jo-Anni aus Quebec. (Mit Jo-Anni und Any erreichten wir den Gipfel des Pichacha in Quito.) Wir verabreden uns für die Wanderung um den Krater am nächsten Morgen.
Am Rand der Lagune suchen wir einen geeigneten flachen Zeltplatz. Nach erfolgreichem Aufbau machen wir Bekanntschaft mit einem Paar aus Paris. Mit den Beiden verbringen wir einen gemütlichen Abend rund ums Lagerfeuer. Nach einer feinen Schoggibanane, legen wir uns ins etwas unebene Zelt. Am nächsten Morgen essen wir ein kleines Frühstück und los geht es entlang dem steilen Weg zurück ins Dorf. Oben angekommen gönnen wir uns gleich ein zweites Frühstück bevor die Quebec-Girls eintreffen. Zu viert nehmen wir die Umrundung in Angriff. Der Weg führt immer entlang des Bergkamms. Auf der rechten Seite geniessen wir den Blick auf die Lagune und auf der linken ins grüne Tal. Die schneebedeckten Vulkangipfel sind wegen dem bedeckten Himmel nur zu erahnen. Der Wind bläst auch bei dieser Wanderung ziemlich stark und ist, bei diesem teilweise steil abfallenden Gelände, nicht zu unterschätzen. Während fünf Stunden marschieren wir zwischen 3'700 und knapp 4'000 Höhenmeter auf und ab. Die Aussicht ist fantastisch und die Flora ist eindrücklich in dieser Höhe. Der Wegrand ist gesäumt von verschiedensten Blumen und Pflanzen. Vor dem Erreichen des Ausgangspunktes gönnen wir uns ein Picknick mit Brot, Tomaten, Thon, Käse und Schockolade. Nach zweistündiger Busfahrt sind wir zurück im Hostel in Latacunga wo wir den Tag mit einer Pizza abschliessen.
Gestern sind wir nach zwei weitern Fahrtagen in Riobamba angekommen. Hier werden wir uns heute einen Tag ausruhen. Bis Freitag sind noch weitere 250 km bis Cuenca abzuradeln. Wir freuen uns sehr danach einige Tage mit meiner Schwester Regina zu verbringen. ¡Hasta luego!
posted @ km 15'388
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bibifricotin (Monday, 21 July 2014 22:42)
Super photos !!! Impressionnant !!!